Fachseminar Ungarndeutscher Volkslieder

Forrás Művelődési Ház Kerepes, den 01.02.2020.

Singen mit Herz und Verstand

Das Fachseminar Ungarndeutscher Volkslieder fand am 01. Februar in Kerepesch/Kerepes statt, an dem 39 Interessenten aus 14 Ansiedlungen der Komitaten Pesth, Naurad und Komorn-Gran bzw. Budapest, ua. Leiter der Jugend- und Erwachsenenchöre, GrundschullehrerInnen, Kindergartenpädagogen, Vertreter der Selbstverwaltungen teilnahmen. Die berufliche Zusammensetzung der Beteiligten war auch ziemlich divers, unter ihnen waren MusiklehrerInnen, Kantoren, HochschullehrerInnen an der Musikakademie, ChorleiterInnen mit C-Ausbildung für Kirchenmusik anwesend. In diesem Zusammenhang kann man eindeutig behaupten, die Beschäftigung mit den Volksliedern in betreffenden Fachkreisen hat ihr Daseinsrecht.

Ildikó Szeltner-Winhardt, die Büroleiterin des Verbandes in Nordregion organisierte und moderierte die Fachtagung. László Gyuricza, Bürgermeister der Stadt Kerepesch und Friedrich Springer, stellvertretender Vorgesetzte der hiesigen Deutschen Selbstverwaltung begrüßten die Teilnehmer. Mónika Fazekas-Gombár und ihre Tochter Fanni Fazekas überreichten einen Strauß zweistimmiger Volkslieder in Mundart aus der Wetschescher Sammlung. Andreas Zwick Vorsitzender des Kulturausschusses vom Verband der Deutschen Selbstverwaltungen in Nordregion (ÉMNÖSZ) und stellvertretender Vorsitzende des Landesrates der ungarndeutschen Chöre, Kapellen und Tanzgruppen eröffnete das Fachseminar.

F. Gombár Mónika és lánya

Nach der Begrüßung hielt Krisztina Kovács-Fódi, Meisterpädagogin für Musik an der Péter Pázmány Universität, die Vorsitzende der Chorsektion im Landesrat, Inhaberin diverser Preisen (Artisjus, György Rauscher, Pál Kardos und Stefan Kerner), Dirigentin einen Vortrag über den Volksliederschatz der Ungarndeutschen an. Im kurzen Abriss des geschichtlichen Hintergrundes legte sie dar, wie die verschiedenen Volkslieder verschiedener Ansiedlungen aufeinander wirkten. Die Verbreitung des reichen Volksliederschatzes und die Wichtigkeit deren Rettung hob sie aus, in dem der Landesrat eine Richtlinie aufzeigt und die Qualität betont. Seit 2012 werden Chorleiter jeden Sommer im Rahmen der „Singwoche“ weitergebildet, um das Repertoire der Chöre zu erweitern.

Kovács Fódi Krisztina

Die zweite Vortragende war Susanne Krausz-Hommer, die Musiklehrerin für Mittelschule, Chorleiterin und Dirigentin einer ungarndeutschen Blaskapelle und Entwicklungshelferin ist. Sie schilderte die Aspekte der Gemeinschaftsbildung des „Blumenstrauß“ Chores in Harast und der Auserwählung dessen Repertoire. Sie hob die Authentizität der Quellen und hervor, um die Registrierung der Kunstmusikstücke im Volksliederschatz zu vermeiden. Sie ermutigte die ChorleiterInnen zum eigenen Sammeln. Der Blumenstraußchor nahm während den letzten 10 Jahren von drei Personen auf 25 zu. Im Hintergrund dieser Popularität steht der Vorstand des Chores, der mit den eigentümlichen Ansprüchen dreier Generationen tüchtig umgeht.

Kárpáti Hommer Zsuzsanna

Der nächste Vortragende war Viktor Pócsik, der schon als Gymnasiast schwäbische Volkslieder sammelte. Er studierte Deutsch im Germanistischen Institut der ELTE Universität, er spielt Blockflöte und Klarinette und ist derzeit Volksliedforscher und Chorleiter. Er verfasste selber Publikationen. Er hielt 2017 im In- und Ausland über seine Volksliedersammlung mehrere Vorträge, diesmal aktualisierte er ihn und ergänzte mit dem Nationalitätenbezug des Musikwissenschaftlichen Instituts, d.h. man kann sich online Zugang zu manchen Noten der ungarndeutschen Volkslieder verschaffen. Er betonte scharf, die Volksliedersammlungen müssten digitalisiert und dem Audioarchiv des Instituts geschickt werden, um jedem Interessenten zugänglich zu machen.

Pócsik Viktor

Vor dem Mittagessen war die letzte Vortragende, die Vizevorsitzende der Chorsektion des Landesrates, Mónika Fazekas-Gombár, die seit über 25 Jahren den „Wetschescher Nachtigallen” Chor anführt. Sie studierte Deutsch und Musik an der ELTE Universität. Sie wurde von Stadtrat Wetschesch für Kultur der Stadt bzw. Nationalitäten ausgezeichnet, sie erhielt noch den Stefan Kerner Preis. In ihrem Vortrag stellte sie ein außergewöhnliches Thema dar:  die Aufzeichnung von Volksliedern in der Mundart und die Möglichkeiten deren Bearbeitung.

Gombár Mónika

Nach den Vorträgen am Vormittag tat das Mittagessen mit Schlachtplatte, feinen Gebäcken und Erfrischungsgetränken allen gut.

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Im Laufe des Nachmittags schilderte Andreas Zwick die Vor- und Nachteile der Möglichkeiten an Fortbildungen und Bewerbungen. Er machte auf die Initiative „Stimmen wir an!” des Ungarndeutschen Pädagogischen Institutes (UDPI) aufmerksam. Seit Jahren wird der TrachtTag am letzten Freitag April gehalten, um die Identität unserer Nationalität zu verstärken, an dem das UDPI die Kindergärten und Nationalitätenschulen darauf ermutigt, zusammen (ungarn)deutsche Volkslieder zu singen, das Ereignis aufzunehmen und auf der Webseite und Facebook-Seite der Schule zu posten.

Zwick András

Anna Gräff, die frisch pensionierte Leiterin des Bogdaner Deutschen Nationalitätenkindergartens entschloss sich zum Programm mit dem Thema: Dokumentierung und Bearbeitung von Kinderspielen in der Mundart sowie deren Einbau in den Erziehungsplan des Bogdaner Kindergartens. Sie retteten ihre schwäbischen Lieder und Kinderspiele auf CD, DVD und ein Heft für die Nachkommenden hinüber. Dieses Projekt wurde mit der Förderung der hiesigen Selbstverwaltung und großzügigen Unternehmern bzw. mithilfe einer Bewerbung verwirklicht. Das Bogdaner Kinderliedheft „Es war einmal…“ samt CD und DVD konnte man vor Ort kaufen.

Gräff Anna

Die letzte Referentin war Ildikó Szeltner-Winhardt, die die Besonderheiten der ungarndeutschen Kinderspiele bzw. die Ergebnisse ihrer Forschung mit den Gleichgesinnten teilte.

Szeltnerné Winhardt Ildikó

Zum Schluss der Fachtagung setzten sich die Beteiligten und die Jurymitglieder mit den Einzelheiten der Ausschreibung des regionalen Gesangwettbewerbs für Grundschulen und Gymnasien von ÉMNÖSZ 2020 auseinander oder stellten den Vortragenden Fragen. Alle waren aber damit einverstanden, dass dieses Fachseminar außerordentlich viel von Nutzen war, um sich gemeinsam über die Zukunft unseres Volksliederschatzes zu überlegen. Was die Jury an dem Gesangwettbewerb von ihnen erwartet, klärte sich das Bild den Chorleitern auf. Sie bereiten sich mit ihrem Chor fortan in diesem Sinne auf die Auftritte und Wettbewerbe vor.

Das Fachseminar des ungarndeutschen Volksliederschatzes wurde von Sándor Csoóri Fond, dem Ministerium für Humanressourcen, dem Verband der Deutschen Selbstverwaltungen in Nordregion, der Deutschen Selbstverwaltung des Komitat Pesth, der Selbstverwaltung und der Deutschen Selbstverwaltung Kerepesch, bzw. das Kulturhaus „Forrás“ Kerepesch gefördert.

Foto und Text:

Mária Scherzinger